Dienstag, 3. Juli 2007
No Direction Home
Vom Altmeister des amerikanischen Kinos kommt diese nicht nur für eingefleischte Dylanologen packende Dokumentation: ein filmisches Jigsaw Puzzle allererster Güte, spannend von der ersten bis zur letzten Minute.
Scorsese’s Affinität zur Musik ist hinlänglich bekannt durch die Realisierung des »Last Waltz« oder durch seine Beiträge zur »The Blues«-Serie. Was im Falle Dylan geboten wird, ist eine fesselnde Mischung aus Kalter-Krieg-Geschichtsunterricht gepaart mit soziokultureller Bürgerrechtsbewegungs- bis Swinging-Sixties-Dokumentation, aufgereiht an jener Perlenkette der Metamorphose des pausbäckigen Teenagers Robert Zimmermann vom Woody Guthrie transformierenden Folkie hin zum hippen Bandrocker, dessen wilde Mähne mit der Heugabel gekämmt zu sein schien.
Kompetente Zeitzeugen erster Güte kommentieren eloquent jenen Weg raus aus dem Kaff Hibbing über Greenwich Village und ein skandalös elektrisiertes Newport (Sideman Mike Bloomfield malträtiert die Telecaster, als ob der Klapperschlangen häuten will) bis hin auf die Bühne der ehrwürdigen Royal Albert Hall.
Sehenswert überdies ob der zahlreich perfekt eingeschnittenen rotzfrechen Interviews und Kommentare des sich immer wieder selbst neu erfindenden »Song and Dance Man«.
Scorsese läßt »No Direction Home« geschickt mit der legendären 66er Tournee bzw. dem Motorradunfall wenig später enden und der Betrachter eilt hochadrenalisiert zum per Flatrate angebundenen Rechner, umgehend den passenden Soundtrack »The Bootleg Series Vol. 4/Bob Dylan Live 1966« ordernd.

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